„Aurich Wireless“ wird geboren
Im allgemeinen Wettbewerb der Regionen und Städte untereinander ist natürlich das Novum eines freien Internetzugangs, ein besonderes Highlight. So kam es, dass der Gedanke dies zu tun bereits schon lange vorhanden war, jedoch über Jahre kein Ansatz zur Ausführung gestartet wurde.
Die vorhandenen Akteure in beschriebenen Fall setzen sich aus dem lokalen Verkehrsverein, der Stadtverwaltung, dem Kaufmännischen Verein und der Jungen Union (CDU) zusammen. In dieser Konstellation war man zwar übereingekommen was das Fernziel der Projektgruppe sei, jedoch fehlte der technische Lösungsanbieter.
Somit wurden zu einem frühen Zeitpunkt bereits Gespräche mit den üblichen Telekommunikationsanbietern geführt, welche ihre kommerziellen Hotspot-Lösungen ins Rennen brachten. Jedoch sind diese Lösungen nicht nur mit Vorteilen verbunden. Hier ist vor allem herauszustellen, dass die Nutzung nicht grundsätzlich kostenlos ist und in den meisten Fällen auch eine Bindung an einen Mobilfunkanbieter besteht.
Bereits vorhandene Infrastruktur nutzen
Als technischer Dienstleister und Internet-Service-Provider im Raum Aurich-Ostfriesland, betreibt OMG.de GmbH bereits seit 2001 eine eigene Richtfunk-Infrastruktur, die teilweise in Kooperation mit den angeschlossenen Kunden errichtet wurde. In einigen Fällen wurden Lokationen kundenseitig zur Verfügung gestellt um beispielsweise Webcams oder Unterverteilungen bereitzustellen.
Das hierdurch entstandene Netzwerk erstreckt sich nicht nur auf die ostfriesische Kleinstadt Aurich, sondern wurde im Kundenauftrag auch in angrenzende ländliche Regionen erweitert. Vielfach wurden Anbindungen zu Außenstellen erstellt, da diese nicht nur sehr viel günstiger, sondern auch mittels aktueller WLAN-Technik sehr viel schneller angebunden werden konnten.
Vor dem Hintergrund der bereits vorhandenen Infrastruktur drängte es sich gerade zu auf, diese auch für „Aurich Wireless“ einzusetzen. Somit stieg OMG als technischer Lösungsanbieter in die Planung ein und bot an, die benötigten Komponenten und Leistungen unentgeltlich in das Projekt einzubringen. Hintergrund hierfür ist die Tatsache, dass OMG nicht nur Betreiber des beschriebenen Wireless-Backbone ist, sondern auch die benötigten technischen Komponenten vertreibt. Somit ist das Projekt nicht nicht als Sponsoring zu verstehen, sondern auch unter „sportlichen“ Aspekten eine Herausforderung. So gilt es den Machbarkeitsnachweis zur erbringen, dass mit Hilfe der genutzten Technologie ein stadtweites WLAN-Netzwerk realisierbar ist.
Die Technik dahinter
Mit Hilfe der UniFi-Technologie des kalifornischen Hersteller Ubiquiti, wurden im Kundenauftrag bereits zahlreiche Gebäude- und Campus-Installationen durchgeführt. Jedoch eine ganze Stadt mit zahlreichen abgesetzten Installation zu versorgen, war auch für OMG eine neue Herausforderung.
Bei UniFi handelt es sich um eine WLAN-Lösung, die zentral von einem softwarebasierten Controller verwaltet wird. Im Ganzen präsentiert sich das WLAN als „Wolke“, so dass einzelne Access-Points nicht erkennbar sind und nur eine SSID vorhanden ist. Beim Hinzufügen jeder weiteren UniFi-Komponente wird diese einfach in das bestehende Netzwerk integriert und per „Adopt“-Befehl dem Controller zugewiesen. Dies geschieht innerhalb eines Layer-2-Netzwerks per Broadcast.
Aufgrund der Verteilung der Access-Point über die Stadt hinweg, ist es jedoch nicht möglich alle Access-Point und Komponenten auf direktem Wege zu vernetzen.
An dieser Stelle kommen RouterBoards von Mikrotik zum Einsatz, die jeder Installation vorgeschaltet werden und das Layer-2 Netzwerk an einen zentralen Punkt innerhalb der OMG- Infrastruktur tunneln. Im Ergebnis kann sich die UniFi Komponente an jedem beliebigen Ort befinden, solange nur ein Tunnel in das Netzwerk des zentralen Controllern besteht.
Die Verwaltung erfolgt also an zentraler Stelle mit Hilfe des UniFi Webfrontends. Hier können Übersichtskarten hinterlegt und statistische Auswertungen über die Verteilung der Nutzer und das aufkommende Datenvolumen ermittelt werden. An dieser Stelle ist anzumerken, dass selbstverständlich keinerlei User-Tracking oder Auswertung erfolgen. Ohnehin wäre dies nur mit zusätzlichem technischen Aufwand machbar und nicht konform hinsichtlich des Datenschutzgesetzes.
Rechtliche Aspekte
Die permanente Bedrohungslage durch die Abmahnindustrie ist hinsichtlich der rechtlichen Komponente beim Betrieb eines freien WLANs erhöhte Aufmerksamkeit zu widmen. Bei „Aurich Wireless“ sind die genannten Akteuere als Betreiber des Netzes angreifbar und unter Umständen in der Haftung wenn ein Missbrauch durch einen Benutzer stattfindet.
Bei genauerer Untersuchung der aktuellen Rechtslage wird schnell klar, dass bislang keine eindeutige Aussage zum Thema Störerhaltung in unserem Fall getroffen werden kann. Sowohl die derzeit geltenden Gesetze, als auch der in Q1-2015 veröffentlichte Referentenentwurf sind aus Sicht der Betreiber freier Hotspots unzulänglich.
Um den oben genannten Gefährdungen bestmöglich aus dem Weg zu gehen, wird „Aurich Wireless“ von einer eigenständigen Dritt-Gesellschaft betrieben für die das sogenannte Providerprivileg gilt. Darüber hinaus werden weitere technische und organisatorische Maßnahmen ergriffen, die sowohl das Netzwerk selbst, als auch die angeschlossenen User schützen und einem möglichen Missbrauch entgegenwirken. Hierzu zählt unter anderem auch das Unterbinden von P2P-Verbindungen mit dem Ziele des Datenaustausches.
Ferner werden die in dem Referentenentwurf bezeichneten Maßnahmen bereits umgesetzt, um eine spätere Umstellung der User zu vermeiden. Hierzu zählt auch das Aktivieren der Verschlüsselung, welches mutmaßlich zum Schutze des Users vor Ausspähung des Datenverkehrs dienen soll. Hierfür wurde das WPA-Passwort „88888888“ (8x) aufgesetzt.